Das Goldene Vlies
Der Gastfreund / Die Argonauten / Medea
Das Goldene Vlies ist – ähnlich wie das Nibelungengold oder der Gral des Mittelalters – ein Symbol: ein goldenes Widderfell, das in der Antike für Macht, Reichtum, gottgegebenes Herrschaftscharisma steht. Die Herkunft des Vlieses lässt Grillparzer in seiner Trilogie absichtsvoll im Dunklen. Im ersten Teil, » Der Gastfreund« bringt es Phryxus, der aus seiner griechischen Heimat fliehen muss, nach Kolchis ans Schwarze Meer. Aietes, der König der Kolcher, bemächtigt sich des Goldenen Vlieses, indem er den Griechen, der ihn um Schutz und Asyl bittet, in einen heimtückischen Hinterhalt lockt, ermordet und beraubt. Aietes Tochter Medea ist entsetzt, sie fürchtet den Fluch dieser bösen Tat. Und tatsächlich erscheinen einige Zeit später Landsleute von Phryxus in Kolchis, die Argonauten. Unter Jasons Führung wollen sie den Mord rächen und das wertvolle Goldene Vlies zurückerobern. Jason begegnet Medea, sie verlieben sich ineinander; beide flüchten mit dem Vlies nach Griechenland. Der letzte Teil der Trilogie erzählt vom grausamen Ende dieser Liebe; seit Euripides ist die Geschichte weltberühmt: Jahrelang irren Jason und Medea durch Hellas, immer wieder werden sie vertrieben, weil die Griechen ihre Verbindung nicht akzeptieren. Schließlich bitten sie bei Kreon, dem König von Korinth, um Asyl. Kreon will Jason mit seiner Tochter Kreusa verheiraten und Medea das Goldene Vlies entwenden. Als sich Jason auf diesen Vorschlag einlässt, löst er die Katastrophe aus.
Grillparzers Trilogie ist eine psychologisch hellsichtige Studie über die Brüchigkeit unserer Selbstbilder und Wahrnehmungen des anderen, die in verhängnisvoller Gewalt kulminieren.
Ausgezeichnet mit DER FAUST 2009